Good News (KW44/2020)

Die letzte Rose.

Letzte Woche horchte ich auf. Ich hatte eine Begegnung, die mich berührte. Auf der Strasse kam ich mit einer älteren Dame ins Gespräch. Ehrlicherweise zuerst mit ihrem Hund. Ich lobte das Wesen der Beagle. Und sie sagte, wie wertvoll der Hund in diesen schwierigen Zeiten sei. Dann lief die Unterhaltung thematisch etwas aus dem Ruder. Die alleinstehende Hundebesitzerin erzählte mir von ihren Ängsten. Davor, dass sie bald wieder isoliert zu Hause zu sein werde. Nicht weil sie müsse, weil es sinnvoll sei. Sie werde sich wieder auf die Anrufe ihrer Kinder und Enkel freuen. Um dann am Telefon zu sagen, dass es ihr gut gehe und sie nun auch den Nutzen von TV-Serien verstehe. Von einigen jedenfalls. Wirtschaftliche Nöte habe sie keine. Nur diese Einsamkeit. Und jetzt sei auch noch ihr geliebter Rosengarten im Winterschlaf. Ich habe lange über Hunde und Rosen nachgedacht. Und über die letzten Worte der Dame: Dass diese TV-Show «Der Bachelor» ihren Rosen die Würde nehmen würde. Sie lachte dabei herzlich.
Jede und jeder erlebt die Corona-Pandemie anders. Betroffen davon sind wir alle. Nur den Humor sollten wir nicht verlieren. Das hat mir diese Begegnung letzte Woche gezeigt. Also bleiben wir bei uns und geniessen, was wir haben. Und was uns bleibt. In der Küche beispielsweise. Da bleibt immer etwas – übrig. Essensreste sind wahre Fallstricke im Haushalt und fordern eine Portion Feingefühl bei der Entsorgung. Wussten Sie, dass vor allem Brot weggeworfen wird? Im Haushalt wie im Einzelhandel. Ich werfe Brot nicht gerne weg. Ehrlich. Jeden übrig gebliebenen Brotkrumen bewahre ich auf. Ich weiss um den grossen Wert der kleinen Krümel. Bei trockenem Brot hole ich gerne den Mixer aus der Schublade und mahle mein eigenes Paniermehl. Dass ein Stück Brot in den Müll wandert, kommt bei mir eigentlich nie vor. Ich muss aber auch gestehen, dass ich stets beobachtet werde. Nicht ob ich politisch korrekt entsorge. Nein, ob eine Brotkrume auf den Boden fällt – mein Hund lässt mich in der Küche nie alleine.

Simone Leitner Fischer