GoodNews KW16/2021

Zwergenaufstand.

Erinnern Sie sich? Vor einem Jahr waren unsere ­Gärten, Balkone und Terrassen blitzblank gewischt und mit Hochdruck gereinigt. Die Bioerde gekauft und die Pflanzen umgetopft – online natürlich. Die grüne Hecke optimiert und der Rasen gelüftet – von Hand natürlich. Wir flüchteten im ersten Lockdown ins Freie und wühlten in der Erde. Und weil wir nachhaltig gearbeitet haben, ist ein Grossteil der letzt­jährigen Arbeit noch immer sichtbar und wir können uns nun auf die Details konzentrieren. Vielleicht auf sonnenbetriebene Lampions in den Bäumen, auf neue Kissenbezüge oder auf getöpfertes Garten­geschirr? Ganz nach Lust und Laune. Doch bevor wir uns jetzt den perfekt geschmückten oder puristisch reduzierten Garten vorstellen, möchte ich ein Thema anschneiden, das derzeit sehr aktuell ist – Gartenzwerge. Sie haben richtig gelesen. Aktuell leiden die Britinnen und Briten sehr, da der Nachschub an ­ihren geliebten Gnomen statt im Garten lange im Suez­kanal steckengeblieben ist. Was für eine Vorstellung.
Der Gartenzwerg an sich, ein warmherziges Wesen von duldsamer Natur, bekommt ständig auf die Mütze. Eine kitschige Kreatur sei er, absolut uncool und darum des Spiessers bester Freund. Was für eine Demütigung, waren die unschuldigen Kerlchen doch einst hochangesehen. Mit ihrer ganz eigenen Magie und dem besonderen Mythos. Heute sorgen sie eher für Unmut, Gespött und nur bei hartgesottenen Fans noch immer für Freude. Oft landen die Garten-Gnome auch vor Gericht. Vor allem wenn der Blick über den Zaun zu provokant erscheint. Als sich ein Nachbar von einer unseriösen Zwergenbande mit heraus­gestreckter Zunge, erhobenem Mittelfinger und heruntergelassener Hose provoziert fühlte, klagte er. Der Zwergenaufstand gegen den Niedergang der «echten Zwerge» dauert an. Eine internationale Gartenzwerg-Vereinigung stellte klar: Ein korrekter Gartenzwerg ist höchstens 68 Zentimeter gross, trägt Zipfelmütze, hat einen Bart und ist aus Terracotta. Viele entscheiden sich dann doch eher für den Budd­ha im Garten.

Simone Leitner Fischer