Infoabend Familienkonflikte

Was tun, wenn Konflikte den Familienalltag dauerhaft belasten?

Im Alltag von Eltern, Kindern und Jugendlichen gibt es viel Erfreuliches und Spannendes, aber auch Verunsicherungen und Schwierigkeiten. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sorgen für zusätzliche Sorgen und Belastungen im Familienalltag.

Frau Weber* meldete sich telefonisch bei der Fachstelle kompass. Sie berichtete von wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit ihren Kindern und von Unstimmigkeiten mit ihrem Mann. Sie seien sich oft uneinig, wie sie auf das «trotzige» Verhalten ihrer Kinder reagieren sollen. Die Kurzarbeit sorge für ein knappes Budget und zusätzliche Konflikte. Oftmals fühle sie sich hilflos und ohnmächtig.

Irma Bachmann arbeitet seit 21 Jahren bei der Fachstelle kompass in Solothurn. Sie kennt viele solche Schilderungen. Nach ihren Erfahrungen bewährt es sich, wenn Eltern früh­zeitig Unterstützung annehmen. «Ich erlebe oft, dass Eltern in diesen Situationen nur noch die Probleme sehen. All die kleinen positiven Momente können sie nicht mehr wahrnehmen. Entsprechend belastet gestaltet sich ihr Familienleben.» Weiter erklärt sie, dass es in einem Beratungsgespräch wichtig sei, erst die Familiensituation kennenzulernen. Es gebe immer verschiedene Sichtweisen. «Aus einer Beratung sollen die Eltern Klarheit, Zuversicht und Lösungsideen gewinnen, die sie in ihrem Alltag umsetzen können. Meist sind es bereits kleine Veränderungen, die wieder gute Momente ermöglichen.»

Der Bedarf an Unterstützung und Begleitung ist zurzeit besonders gross. Von Elternbildungsveranstaltungen, mehrteiligen Kursen, Beratungen, ­Elternrunden, Sprechstunden, Elterncoachings in der Familie bis hin zu Sozialpädagogischer Familienbegleitung ist das Angebot vielfältig. «Das Ziel von allen ambulanten Unterstützungsangeboten ist, die Erziehungs- und Beziehungskompetenz von Eltern zu stärken und sie zu befähigen, ihren Kindern ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich positiv entwickeln können.»

Wenn Eltern mit zusätzlichen Belastungen wie zum Beispiel gesundheitlichen Einschränkungen konfrontiert sind, kann es sein, dass es eine Unterstützung ausserhalb der Familie benötigt. Dies kann eine Tagesfamilie oder eine Pflegefamilie sein, die tagsüber, während Wochenenden und Ferien, vorübergehend als Time-out oder längerfristig ein zweites Zuhause für die Kinder ist. «Wenn immer möglich ­sollen die Kinder jedoch in ihrem gewohnten Umfeld verbleiben können», meint Irma Bachmann dazu.

Einige Wochen nach dem Telefongespräch von Frau Weber fand ein abschliessendes Beratungsgespräch auf der Fachstelle statt. Frau und Herr Weber berichteten von positiven Momenten, die sie in ihrer Familie wieder vermehrt erleben. Sie hätten gelernt, dass es wichtig sei, Schwierigkeiten anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Indem sie ihre Kinder ihrem Alter entsprechend einbeziehen, hätten sie schon vieles zum Guten verändern können. Irma Bachmann: «Es ist immer wieder eindrücklich zu erleben, wie es Eltern gelingt, ihre Situation zu erkennen und neue Wege zu finden. Indem Eltern an Sicherheit und Stärke gewinnen, gibt dies auch den Kindern Halt und Vertrauen.» Sie ist sich bewusst, dass es für viele Eltern schwierig ist, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Umso schöner sei es dann, die positiven Veränderungen mitzuerleben.

Gabriela Willimann, Solothurn

*Name geändert

Informationsabend «Pflegeeltern werden» in Solothurn

Die Fachstelle kompass bietet im Kanton Solothurn seit 1994 verschiedene Dienstleistungen für Familien an. Dazu gehören ein Bildungs- und Beratungsangebot für Eltern und weitere Erziehende, verschiedene Formen von Sozialpädagogischer Familienbegleitung sowie Platzierungen von Kindern und Jugendlichen in Pflegefamilien. Der Bedarf an Familien, die bereit sind, für Wochenenden und Ferien, einige Monate oder auch längerfristig ein Kind bei sich aufzunehmen, ist gross.

Die Fachstelle kompass lädt deshalb Mitte Mai in Solothurn zu einem Informationsabend ein. Interessierte Eltern, Paare und Einzelpersonen haben die Möglichkeit, an diesem Abend mehr zum Thema «Pflegeeltern werden» zu erfahren.

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.kompass-so.ch