VHE Luterbach 01/2021

Präsident Verein Historisches Erbe Luterbach:
D Chüe uf em Gleis.

Die Bahnlinie spielt in den Erzählungen der Familie Weber-Begert immer wieder eine wichtige Rolle. Zum einen durch familiäre Verbindungen ins «Bahnwärterhüsli» – zum andern als geografische Orientierungshilfe und Grenze gegen Süden.
Unzählig sind Erzählungen, die mit der Bahnlinie zu tun haben. So sei einmal der Muni bis kurz an die Bahnlinie ausgerissen und beim besten Willen nicht mehr in den Stall zu bringen gewesen. Da habe Emil Weber eine Kuh aus dem Stall genommen, sei mit dieser zum Muni hinausgelaufen, wo sich dieser ganz willig an den Wagen habe binden lassen und hinter der Kuh nach Hause gefolgt sei.
Ein anderes Mal habe mitten in der Nacht das Telefon geklingelt und es wurde dem Bauer mitgeteilt: «D Chüe stöh uf em Gleis.» Worauf er das Fenster öffnete, die Glocken seiner Kühe in der Nähe hörte und beschied, dass dies nicht seine Kühe sein können. Später klingelte das Telefon erneut und es wurde ihm gesagt, die Kühe seien noch immer auf dem Bahngeleise. Worauf der Bauer sich doch in die Nacht hinaus begab und erkennen musste, dass es doch seine Kühe waren. Durchs Maisfeld trieb er sie kurz entschlossen in den Stall zurück.
Mit dem Kommen des reformierten Bauern Jakob Weber-Brand mit seiner Familie gehörten auch Besuche des reformierten Pfarrers zu den Ereignissen auf dem Hof. So kam der Pfarrer zu Beginn noch von Derendingen – wo reformierte Kirche und Pfarrhaus standen. Später hatten es die Pfarrer von Luterbach einfacher. Es existieren verschiedene Anekdoten über reformierte Pfarrer, die den Weg zum Wylihof auf sich genommen hatten. Diese Herren hätten den Weg nach Hause immer sehr schwer gefunden. Es dürfte mehrere Gründe dafür gegeben haben: der weite Weg in den abgelegenen Hof, die feinen, geistreichen Wässerchen und die bekannte Webersche Gastfreundschaft. Ein Pfarrer habe sich jeweils bei seiner Frau mit den Worten verabschiedet: «Du muesch de hinech nid uf mi warte. I goh hüt zu Wäbers i Wylihof – es chönnt spot wärde.»
Dieser von Rolf Weber geschriebene Text ist ein Ausschnitt aus der «Reihe Luterbach» und dem Band 7 «Landwirtschaft – von Bauern und Höfen, Rindviechern und Schweinereien». Mehr davon und alle anderen Bände finden Sie im Webshop des Vereins Historisches Erbe Luterbach vhe-luterbach.ch